Archiv der Kategorie: Sexualität

Austausch und Förderpreis statt Tabu und Leugnen

Scham und Sexualität – Gespräche über zwei Tabus  

von Alexandra Klein. Kommunikationspsychologin und Referentin für sexuelle Bildung im calaidoskop

Mein Studium zur Kommunikationspsychologin beendete ich mit meiner Bachelorarbeit zum Thema “Ressource statt Einschränkung? – Vom Umgang mit sexueller Scham in Liebesbeziehungen”.

Während meines Praktikums im calaidoskop führte ich dazu mit Freiwilligen zwei Gruppendiskussionen und einen Workshop durch – den Beitrag dazu von 2022 lesen Sie hier.

Was mich interessierte: Wie mit sexueller Scham umgehen, ohne sie zu leugnen oder zu unterdrücken?

Ich freue mich, nun als Referentin für sexuelle Bildung in unserem Team von den Ergebnissen zu berichten.

Gemeinsam mit den sechs Teilnehmerinnen wollte ich herausfinden:

  1. … worin der positive Nutzen von sexueller Scham in Liebesbeziehungen besteht,
  2. … wie es gelingen kann, einen gesunden Umgang mit der Scham zu finden und
  3. … inwiefern die Teilnahme an dem dazugehörigen Workshop nützlich ist.

  1. Nutzen sexueller Scham

Sexuelle Scham hilft uns dabei, unsere eigenen Grenzen zu erkennen. Wenn wir auf sie hören, kann sie uns dazu veranlassen, mit unseren Sexualpartner*innen über Sexualität und Scham zu sprechen und damit einen Raum für Kommunikation öffnen. Dadurch können wir uns unseren Partner*innen noch näher fühlen und unsere Bindung stärken. Gleichzeitig kann eine gewisse Portion Scham für sexuelle Spannung sorgen.

2. Strategien im Umgang mit sexueller Scham in Liebesbeziehungen

Eher ungesunde Strategien:

  • Scham unterdrücken, ignorieren, überspielen
  • sich zurückziehen

Gesunde Strategien:

  • Scham wahrnehmen und als solche identifizieren
  • einen kühlen Kopf bekommen, Unwohlsein und Scham ansprechen und ggf. Sex unterbrechen
  • sexuelle Scham akzeptieren und als menschlich begreifen
  • Erfahrungsaustausch
  • sich selbst reflektieren, z.B. wo kommt die Scham her, wie nehme ich sie wahr, was will sie mir mitteilen?
  • über die gegenseitigen Erwartungen an Sexualität mit den Partner*innen sprechen – was brauchst du – was brauche ich? Wie stellen wir uns unsere gemeinsame Sexualität vor?
  • eigene sexuelle Bedürfnisse erkunden (z.B. mithilfe von Selbstbefriedigung) sowie dafür einstehen
  • über Begriffe (z.B. für Praktiken oder Genitalien) sprechen

3. Nutzen des Workshops

Die Teilnehmerinnen nahmen sich aus dem Workshop Folgendes mit:

  • Sexuelle Scham darf sein.
  • Ich darf über sexuelle Scham sprechen.
  • Es ist nützlich, die eigenen sexuellen Glaubenssätze zu reflektieren.
  • Wir alle sollten offener über Sexualität und Scham sprechen.

Hilfreich bei alledem: “Ehrliche Kommunikation als Geschenk betrachten” (Zitat einer Teilnehmerin)

Die Untersuchung im Rahmen meiner Bachelorarbeit stellt keineswegs allgemeingültige Aussagen zur Verfügung. Das liegt u.a. an der Homogenität der Teilnehmerinnen (junge Erwachsene zwischen 22 und 27 Jahren) sowie an der Gruppengröße von 6 Personen. Sie kann jedoch als Basis für vertiefende Forschung zum Thema dienen. Zum Beispiel um herauszufinden, …

  • … inwiefern die Ergebnisse auf Menschen anderen Geschlechts, Genders oder Alters zutreffen.
  • … ob ein Unterschied zwischen sexueller Scham in monogamen Liebesbeziehungen oder offenen Beziehungen besteht.
  • … welche Rolle Scham in One-Night-Stands spielt.

Außerdem können die Ergebnisse den Austausch zu Sexualität und Scham anregen – um beide Tabus ein Stück aufzubrechen.

Das Ziel dieser Untersuchung sowie meiner Arbeit im calaidoskop ist und bleibt, Menschen dabei zu unterstützen, sich mit sich und ihrer individuellen Sexualität wohlzufühlen.

Zur Ehrung meiner Abschlussarbeit erhielt ich im Oktober 2023 den Preis für hervorragende Studienleistungen durch den Förderverein der Hochschule Zittau/Görlitz und durfte auf unserer Exmatrikulationsfeier die Abschlussrede halten.

Als Referentin für sexuelle Bildung im calaidoskop habe ich das Glück, mein Wissen und meine Begeisterung für sexuelle Bildung an Kinder, Jugendliche und Fachkräfte im sozialen Bereich sowie an Eltern weiterzugeben. Dazu arbeite ich im Rahmen von Workshops, Teamtagen, Weiterbildungen oder Informationsabenden mit diesen Zielgruppen zu Themen wie kindlicher Sexualität, Jugendsexualität, Kinderschutz, Schutzkonzepte sowie Sexualität und sogenannte Behinderung.

Eine Übersicht über unsere aktuellen Seminare und Weiterbildungen finden Sie unter unserer Rubrik Bildung. Über unsere Weiterbildungsthemen können Sie sich in unserem Themenkatalog informieren.

 

Das Jungfernhäutchen – Schluss mit dem Mythos

Das sogenannte ‚Jungfernhäutchen’ zieht seit jeher viel Aufmerksamkeit auf sich. Dabei steckt bereits im Namen viel Irreführendes. Er enthält zunächst den Begriff ‚Jungfer’, welcher laut Dudendefinition bedeutet:

  1. [junge] noch nicht verheiratete Frau (veraltet),
  2. ältere, prüde, zimperliche, unverheiratet gebliebene Frau (abwertend).

Der zweite im Namen enthaltene Begriff ‚Häutchen’ verfehlt ebenfalls die korrekte Bezeichnung, von dem was eigentlich dahintersteckt: Einem Schleimhautkranz, der den Übergang zwischen Vulva, also dem äußeren Teil und Vagina, also dem inneren Teil des Geschlechtsorganes, darstellt.

Auch der im wissenschaftlichen und medizinischen Kontext vielfach verwendete Begriff ‚Hymen’ (altgriechisch ὑμήνhymn) bedeutet übersetzt „Haut, Häutchen“ und ist auf den aus der griechischen Mythologie stammenden Gott der Ehe ‚Hymenaios’ zurückzuführen.

Besser geeignet, um zu benennen worum es sich handelt, ist der Begriff ‚vaginale Korona’. Übersetzt bedeutet dieser ‚Krone der Vagina’ und beschreibt eine dünne, dehnbare Hautfalte zwischen Vulva und Vagina. Diese hat anatomisch gesehen eher eine kranzförmige Struktur von wenigen Millimetern Höhe und kommt in vielen verschiedenen Ausprägungen vor.

verschiedene mögliche Ausprägungen der vaginalen Korona – eigene Darstellung 

Die Vorstellung des ‚Häutchens’, welches beim ersten vaginalen Geschlechtsverkehr durchstoßen wird und bis dahin wie eine Art Frischhaltefolie oder Membran einen anatomischen Beweis für ‚Jungfräulichkeit‘ darstellt, ist damit schlichtweg falsch. Dieses Konzept befeuert zudem die im Patriarchat verankerte Annahme, dass zu weiblicher Sexualität ausschließlich penetrativer Sex gehören würde. Dabei ist weiblicher Sex so vielfältig wie die Ausprägungen der vaginalen Korona selbst.

Ein weitere Mythos besagt, dass die vaginale Korona beim ersten Geschlechtsverkehr immer reißt und blutet. Es lässt sich allerdings anhand ihrer Beschaffenheit nicht ablesen, ob eine Person bereits vaginalen Geschlechtsverkehr hatte oder nicht. Zum einen, weil die vaginale Korona dabei nicht unbedingt verletzt wird, zum anderen, weil Verletzungen dieser auch durch andere Aktivitäten, wie etwa beim Sport, auftreten können.

Der physische Widerstand, der teilweise beim vaginalen Geschlechtsverkehr spürbar ist, entsteht oft durch eine angespannte Vaginal- und/oder Beckenbodenmuskulatur. Sollte es beim ersten Eindringen in die Vagina zu einer Blutung kommen, resultiert diese meist aus kleinen Rissen in der Vaginalwand und nicht aus Verletzungen der vaginalen Korona. Grund dafür kann fehlende Feuchtigkeit sein, die sich beispielsweise aus Aufregung oder Anspannung ergibt. In der vaginalen Korona selbst befinden sich kaum Blutgefäße. Selbst, wenn sie reißen sollte, kann sie meist schnell wieder heilen.

Sollte doch der seltene Fall eintreten, dass die vaginale Korona nahezu zugewachsen ist und den Vaginaleingang verschließt, nennt sich dies ‚Hymenalatresie‘ und erfordert eine operative Öffnung, um beim Eintreten der Menstruation einen Blutstau zu verhindern.

CN: Nennung sexualisierte Gewalt

Die Vorstellung, die sogenannte ‚Jungfräulichkeit‘ sei für andere Menschen prüfbar, ist der häufigste Grund, warum sich Personen einer ‚Hymenrekonstruktion’ bzw. ‚Revirgination‘ unterziehen.

Die Nachfrage diesbezüglich besteht insbesondere aufgrund weit verbreiteter Fehlinformationen über die vaginale Korona. Diese chirurgischen Eingriffe zielen darauf ab, die vaginale Korona (wieder-)herzustellen, um eine Blutung beim (erneuten) vaginalen Geschlechtsverkehr zu simulieren. Die Gründe für diese Entscheidung sind vielfältig und spiegeln individuelle, kulturelle und soziale Motive wider.

In einigen besonders patriarchal geprägten Familien- und Gesellschaftsstrukturen wird die ‚Jungfräulichkeit‘ als entscheidender Bestandteil der ‚weiblichen Ehre‘ betrachtet. Eine blutige Bettdecke in der Hochzeitsnacht wird fälschlicherweise als Beweis für die Unberührtheit der Braut betrachtet. In anderen Fällen kann die Rekonstruktion der vaginalen Korona eine Form der Traumabewältigung sein, insbesondere für Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben und deren Integrität und Selbstwertgefühl durch diese Erfahrungen beeinträchtigt wurden. Auch wird von einem Trend aus den USA berichtet, bei welchem dem*der Partner*in eine erneute ‚Entjungferung‘ zum Valentinstag geschenkt wurde.

Trotz der mangelnden Transparenz bezüglich der genauen Häufigkeit dieser Eingriffe deuten Expert*innen darauf hin, dass ihre Nachfrage zunimmt.

In Ländern, in denen voreheliche Enthaltsamkeit als gesellschaftlich erwartet gilt, wird der Eingriff von der medizinischen Fachwelt verurteilt, bzw. ist verboten.

In Deutschland wird die Hymenalplastik als Teil der kosmetischen Genitalchirurgie betrachtet, die ohne medizinische Indikationen durchgeführt wird. Streng genommen handelt es sich bei dem Eingriff sogar um Körperverletzung, bzw. Genitalverstümmelung.

CN: Konkrete Beschreibung operativer Eingriffe am Genital

Bei der Durchführung von Hymenalplastiken kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Eine gängige Methode besteht darin, die Schleimhautfalten unter örtlicher Betäubung einzuritzen, bis sie bluten, und sie dann enger wieder zusammenzunähen. Eine alternative Technik beinhaltet das Einsetzen von Gelatinekapseln, die mit einer blutähnlichen Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Kapseln lösen sich während des vaginalen Geschlechtsverkehrs auf und erzeugen die gewünschte Blutung. Wenn nicht genügend Gewebe der vaginalen Korona vorhanden ist, kann es erforderlich sein, auch Teile der Schleimhaut zu vernähen. Diese Vorgehensweise kann jedoch zu Entzündungen und Narbenbildung bis hin zu neurologischen Störungen und einem Rückgang der sexuellen Empfindlichkeit führen.

Die Kosten für eine Hymenalplastik können erheblich sein. Der Preis für den Eingriff variiert in europäischen Ländern derzeit zwischen 500 und 4.000 Euro. Diese hohen Kosten, gepaart mit der Verweigerung von Ärzt*innen, den Eingriff durchzuführen, haben zur Folge, dass einige Personen die sogenannte ‚Revirgination‘ bei unzureichend ausgebildeten Anbietern und unter unhygienischen Bedingungen vornehmen lassen. Dies birgt zusätzliche Risiken für die Gesundheit der betroffenen Personen.

In ethischer Hinsicht ist die Hymenalplastik äußerst umstritten. Einige argumentieren, dass sie als Form der Körperautonomie und Selbstbestimmung betrachtet werden sollte, während andere sie als Verstärkung schädlicher kultureller Normen und Stereotypen ansehen. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Validität des vermeintlichen Beweises für Enthaltsamkeit, da Studien zeigen, dass Blutungen nach der ‚Rekonstruktion‘ der vaginalen Korona nicht garantiert sind.

Insgesamt bleibt die Hymenalplastik eine komplexe und kontroverse Angelegenheit, die eine sorgfältige Auseinandersetzung mit medizinischen, sozialen und ethischen Fragen erfordert. Um das Wohlbefinden der betroffenen Personen zu gewährleisten und die Grundlagen für eine informierte Entscheidungsfindung zu schaffen, ist eine umfassende Diskussion unerlässlich. Diese sollte eine kritischen Bewertung der kulturellen und sozialen Dynamiken beinhalten.

  • IFMGZ Holla e.V. (2017): Mythos Jungfernhäutchen. Kein Grund für Stress. Es gibt kein Jungfernhäutchen. Köln: ROCKET7, S. 3-38.
  • Mangler, M., Lanowska, M., Heise, K., Kießling, N., Leßmann, S., & Ebert, A. D. (2022).: Vom „Jungfernhäutchen“ zur Corona vaginalis? Anmerkungen zur Grenzstruktur zwischen Vulva und Vagina. Die Gynäkologie, 10(10). Wiesbaden: Springer Magazin.
  • Terre des femmes (2012). Das Jungfernhäutchen. Falsche Vorstellungen und Fakten. Göttingen, Pachnicke Druck, S. 3-13.
  • Paterson-Brown, S (1998).: Should doctors reconstruct the vaginal introitus of adolescent girls to mimic the virginal state? Education about the hymen is needed. BMJ: British Medical Journal, 316. Jg., Nr. 7129, S. 461.
  • Seyler, H (2009).: Das Jungfernhäutchen. Sexuologie, Nr.16, S. 33-36.
  • Von Streit, C (2009).: Der Mythos vom Jungfernhäutchen: Trends über die Jahrhunderte bis heute. Frauensolidarität. 2. Jg., Nr. 108, S. 22-23.
  • Wild, V (2011).: Die „Wiederherstellung der Jungfräulichkeit“ Zum möglichen Umgang mit einer unmöglichen Operation. FORUM. Sexualaufklärung und Familienplanung, Nr.3, S. 34-37.
  • Wild, V; Neuhaus-Bühler, R (2010). Die Rekonstruktion des Hymens: medizinische, ethische und psychosoziale Aspekte.In: Borkenhagen, A; Brähler, E. Intimmodifikationen. Spielarten und ihre psychosozialen Bedeutungen. Giessen: Psychosozial-Verlag, 115-131.
  • Zu Nieden, S (2010).: Mythos: gibt es das Jungfernhäutchen? http://www.emma.de/artikel/mythos-gibt-es-das-jungfernhaeutchen-265541. (Zugriff: 08.02.2024)

Eine Beziehungs– oder Sexualberatung kann bei Themen wie diesem hilfreich sein und unterstützen. Fragen Sie uns bei Bedarf gerne an.

Von Jannike Schmidt

workshop scham und sexualitaet

Online-Workshop: Scham und Sex – Umgang mit zwei Tabus

Sie haben das Gefühl, Sie könnten Ihre Sexualität freier ausleben, wäre da nicht hin und wieder dieses Schamgefühl? Dann geht es Ihnen wie VIELEN ANDEREN MENSCHEN AUCH! Dass niemand darüber spricht, macht es für uns aber nicht leichter…

Sie möchten sich mit Ihrer sexuellen Scham auseinandersetzen und mit anderen darüber austauschen, wie Sie noch besser damit umgehen können? Dann sind Sie zum Online-Workshop “Scham und Sex – Umgang mit zwei Tabus” herzlich eingeladen! Hier geht es zum Flyer.

Wir unterstützen unsere Werkstudentin Alexandra Klein, die diesen Workshop im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelt und durchführt.

Ich bin Alexandra Klein und in den letzten Zügen meines Kommunikationspsychologiestudiums an der Hochschule Zittau/Görlitz. Seit nun schon einem Jahr bin ich im calaidoskop tätig – erst als Praktikantin und nun als Werkstudentin. Bereits zu Beginn meines Studiums setzte ich mich intensiv mit den Themen Liebe, Partnerschaft und Sexualität auseinander. Hier im calaidoskop durfte ich mich noch tiefgehender damit beschäftigen und spannende Einblicke in die Arbeit einer Paar– und Sexualberaterin bekommen. Darüber hinaus lernte ich, was es heißt, Weiterbildungen und Seminare vorzubereiten und – auch online – durchzuführen.

Weiterhin engagiere ich mich ehrenamtlich im Vorstand im pro familia Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

Ich forsche in meiner Bachelorarbeit zum Thema “Scham in sexuellen Liebesbeziehungen” – ein Themenfeld, dass bisher nur sehr oberflächlich betrachtet wurden ist.

Dieser Workshop richtet sich an Frauen* jeden Alters, die derzeit eine sexuelle Liebesbeziehung führen. Die Teilnahme ist unabhängig von:

  • Dauer der Beziehung
  • sexueller Orientierung
  • Anzahl und Geschlechtsidentität Ihrer Partner*in(nen)

Aufgrund der aktuellen Situation wird der Workshop online stattfinden. Daher sind eine stabile Internetverbindung und ein Computer mit Kamera Voraussetzung für die Teilnahme.

Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass Sie mich bei meiner Forschung unterstützen, indem Sie sich mit den anderen Teilnehmerinnen an zwei Gruppendiskussionen (Dauer: ca. 1-2h) beteiligen. Diese werden sich um das Thema Scham und Sexualität drehen. Im Gegensatz zum Workshop werden diese Diskussionen aufgezeichnet und von mir ausgewertet. Ihre persönlichen Daten werden anonymisiert und nicht an Dritte weitergeben. Was Sie sagen, wird nicht auf Sie zurückzuführen sein!

Sie entscheiden dabei frei, welche Gedanken Sie mit der Gruppe teilen wollen!

Gemeinsam werden wir uns mit dem Thema Scham in sexuellen Liebesbeziehungen beschäftigen. Dabei werde ich Ihnen Hintergrundwissen und Ideen vermitteln, die Ihnen dabei helfen können, sowohl mit Ihrer eigenen als auch mit der sexuellen Scham anderer Menschen noch besser umzugehen. Es wird Raum für wertschätzenden Austausch in der Gruppe geben. Darüber hinaus haben Sie die Gelegenheit, Methoden direkt gemeinsam auszuprobieren und sich selbst zu reflektieren.

Da ich diesen Workshop im Rahmen meiner Bachelorarbeit druchführe, ist die Teilnahme kostenlos.

Workshop:

  • Samstag, 19.03.22 von 9:00 – 17:00 Uhr 
  • Sonntag, 20.03.22 von 9:00 – 14:00 Uhr 

Gruppendiskussionen:

  • Samstag, 19.03.22, 10:00 Uhr – Bevor wir in die Gruppendiskussion starten, lernen wir uns erstmal kennen und ich gebe eine kurze Einführung in das Thema Gruppendiskussion.  
  • Dienstag, 05.04.22 von 18:00 – 20:00 Uhr

Onlineplattform BigBlueButton

Wenn Sie Fragen haben oder sich direkt anmelden möchten, schreiben Sie mir gern unter alexandraluciaklein@outlook.de

Ich freue mich auf Sie!

podcast_sex_in_der_zukunft_calaidoskop

Welchen Sex bringt die Zukunft? – Ein Podcast über kluge Kondome, sexuelle Vielfalt, Toleranz und Achtsamkeit

Der Zukunftsforscher Michael Carl und unsere Sexualberater*innen Theresa Langlotz und Oliver Wolf stellen sich gemeinsam der Frage: Wie wird unsere Sexualität in der Zukunft aussehen? Was wird sich verändern? Oder bleibt doch alles beim Alten?

Die Rede ist von zwei Strömungen, die in Zukunft möglicherweise noch stärker auseinanderfließen werden: Der Strom derer, die an sich selbst und an ihre eigene sexuelle Performance den Anspruch stellen, imme Höchstleistungen zu erzielen – und der Strom, der viel Wert auf einen achtsamen Umgang mit sich selbst und der eigenen Sexualität legt.

Wenn Sie wissen wollen, was das “Smarte Kondom” damit zu tun hat und welchen Beitrag die Erziehung unserer Kinder für den Sex der Zukunft leisten kann, dann hören Sie doch mal rein in Carls Zukunft der Woche – Folge 35 “Die Sexualität der Zukunft”.

Basson-Modell

Woher kommt die Lust? Über die weibliche Sexualität und das Basson-Modell

Aufgepasst liebe Partner*innen: Für Frauen geht es beim Sex nicht vorrangig um einen Orgasmus, sondern um körperliche und emotionale Intimität! Viele heterosexuelle Frauen kommen nur hin und wieder zum Orgasmus, 65 % um eine amerikanische Studie aus dem Fachblatt “Archives of Sexual Behavior” zu zitieren. 95 % der Männer hingegen kommen immer. Das heißt aber nicht, dass Frauen keine erfüllende Sexualität erleben, nur weil sie im Durchschnitt seltener einen Orgasmus erleben!
Rosemary Basson hat den Versuch gewagt, die überaus komplexe weibliche Sexualität zu erklären.

Frauen, die oft wie aus dem Nichts Lust auf Sex haben, gibt es, aber sie sind eher in der Unterzahl. Besonders, wenn sie schon länger in einer Beziehung sind, nimmt das spontane Verlangen ab. Wenn Sie es von sich weniger oder gar nicht gewöhnt sind, spontan und einfach so Lust auf Sex zu haben, dann funktioniert Ihre Sexualität wahrscheinlich responsiver als die anderer Frauen – was heißt das?

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Sie sitzen entspannt auf dem Sofa und lesen einen erotischen Roman. Ihnen gefällt, was Sie da lesen und es erregt Sie. Sie lassen diesen Gedanken zu, weil Sie sich damit wohl fühlen. Sie legen das Buch weg und wenden sich Ihrem Partner/Ihrer Partnerin zu. Ihre sexuelle Begegnung befriedigt Sie. Sie fühlen sich gut. Vielleicht erleben Sie als Bonus einen oder mehrere Orgasmen.

So oder so ähnlich läuft die weibliche Sexualität ab. Frau nimmt einen Reiz aus ihrer Umwelt wahr, der sie körperlich und psychisch erregt. Vielleicht können Sie mit Erotikromanen nichts anfangen und finden es eher sexy, wenn Ihr Partner für Sie kocht. Es kommt dabei auf Sie und die Situation an, welche Reize Sie im Moment erregend finden. Entscheidend ist, wie es Ihnen im Moment geht (ob Sie beispielsweise gestresst oder entspannt sind), die Situation (die Kinder sind noch wach und Sie möchten nicht, dass sie Sie hören), Ihre sexuelle Vergangenheit und viele weitere Dinge. Liebe Partner*innen: Hier kommt ihr ins Spiel! Sie kennen Ihre Partnerin. Sie wissen, was ihr gefällt und was sie anmacht. Dann nehmen Sie es doch in die Hand und sorgen Sie dafür, dass sie Lust bekommt! Vielleicht stellen Sie gerade fest, dass Sie eigentlich gar nicht so genau wissen, was Ihre Partnerin sexy findet. Dann wird es wohl höchste Zeit, das herauszufinden!

Wenn der Reiz Sie erregt, dann kann das dazu führen, dass Sie Lust bekommen, mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin intim zu werden. Das muss nicht heißen, dass Sie Lust auf Penetrationssex haben müssen! Alle sexuellen Handlungen, die Ihnen gefallen und auf die Sie in diesem Moment Lust haben, können im Zusammenspiel aus Ihrer Lust und Ihrer sexuellen Erregung passieren. Wenn Sie die Lust und die Erregung aufrechterhalten können, dann können Sie ein positives sexuelles Erlebnis mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin haben und sich ihm/ihr verbunden fühlen.

Dieses Gefühl der Verbundenheit, der Wunsch nach emotionaler und körperlicher Intimität ist die Motivation schlechthin für Frauen, überhaupt Sex haben zu wollen. Die zweite Motivation kann die bloße Befriedigung des Sexualtriebs sein. Aber wie wir ja bereits wissen, ist dieser angeborene Trieb bei vielen Frauen weniger ausgeprägt.

Halten wir fest:

  • Frauen sind responsive Wesen – sie brauchen sexuelle Reize, auf die sie mit sexueller Erregung reagieren können! Daraus kann Lust auf eine sexuelle Begegnung entfacht werden.
  • Ob eine Frau durch einen bestimmten Reiz erregt wird, hängt vom Kontext der Situation ab!
  • Die meisten Frauen sind wenig spontan – sie empfinden häufig keine sexuelle Erregung aus dem Nichts!
  • Frauen können erst sexuell erregt sein und dann Lust empfinden!
  • Das oberste Ziel von Sex ist NICHT der Orgasmus, sondern emotionale und körperliche Nähe!

Wie Sie herausfinden können, welche sexuellen Reize Sie erregen, lesen Sie hier.

Von Alexandra Klein

 

 

Zum Nachlesen:

Frederick, D.A., John, H.K.S., Garcia, J.R. et al. Differences in Orgasm Frequency Among Gay, Lesbian, Bisexual, and Heterosexual Men and Women in a U.S. National Sample. Arch Sex Behav 47, 273–288 (2018). Siehe https://doi.org/10.1007/s10508-017-0939-z

Sexuelle Motivation bei der Frau. Siehe https://www.sexmedpedia.com/sexuelle-motivation-bei-der-frau/

Modelle weiblicher Sexualität. Siehe https://www.sexmedpedia.com/modelle-weiblicher-sexualitaet/

Basson, R. (2002). Female sexual dysfunctions – the new models. Br J Diabetes Vasc Dis2002;2:267–70. Siehe https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/14746514020020040501

Orgasmusstörung

Orgasmusstörungen

Orgasmusstörungen werden auch „gehemmter Orgasmus“ genannt. Dabei tritt der Orgasmus gar nicht, vorzeitig oder nur verzögert auf. Sie kommen bei Frauen häufiger vor, als bei Männern.

Als „Störung“ wird der gehemmte Orgasmus nur bezeichnet, wenn mindestens eine*r der beiden Partner*innen mit ihm unzufrieden ist und er als Mangel erlebt wird. Die Ursachen können vielfältig sein. Erforderlich ist zunächst eine organmedizinische Abklärung durch die Gynäkologie. Falls keine organische Ursache für eine Orgasmusstörung gefunden werden kann, können psychische Gründe vorliegen. Besonders wenn die Störung nur in bestimmten Situationen auftritt und teilweise möglich ist, hat sie meist psychogene Ursachen.

Orgasmusstörung aus der systemischen Perspektive

In der systemischen Beratung/Therapie gehen wir davon aus, dass jedes Verhalten (auch Orgasmusstörungen) einen Grund hat und dass es einen sinnvollen Nutzen dafür gibt. Dabei bezeichnen wir als Berater*innen den gehemmten Orgasmus nicht als Störung, sondern sind gespannt darauf, wozu er hilfreich ist. Das mag im ersten Moment paradox klingen. Aber die Ursachen für sexuelle Störungen liegen meist viel tiefer, als wir denken. Und oft wird über unsere Sexualität etwas ausgetragen, wobei unser Problem ganz woanders liegt.

Ejaculatio praecox / Orgasmusstörung bei Männern

Dies bezeichnet den vorzeitigen Samenerguss. Beziehungsweise die „Unfähigkeit die Ejakulation ausreichend zu kontrollieren, damit der Geschlechtsverkehr für beide Partner befriedigend ist“.

Hier funktioniert die ungestörte Masturbation oft hervorragend und es kommt zu keinem vorzeitigen Samenerguss. Erst mit der Partnerin wird der Orgasmus beeinträchtigt.

Es lässt sich allgemein sagen, dass Männer, die unter Angst oder Stress stehen, Probleme beim Sex haben. Dies ist eine vollkommen natürliche und gesunde Reaktion des Körpers. Unter Stress ergibt es wenig Sinn sich fortzupflanzen, weil man sehr verletzlich und angreifbar ist. Dies hätte uns vor einigen 1000 Jahren das Leben gekostet. Männer reagieren verschieden auf Stress: entweder sie werden schlaff, bevor sie kommen (Erektionsstörungen), oder sie kommen vorzeitig.

Der größte Faktor hierfür ist also immer Stress. Dieser kann nun aus ganz verschiedenen Gründen entstehen. Weil er Performancedruck hat, oder die Angst nicht zu genügen. Nicht wenige Männer fokussieren sich auf ihre Partnerin und übernehmen die Verantwortung dafür, dass sie Spaß hat, obwohl dies nicht ihre Aufgabe ist. Damit setzen sie sich enorm unter Druck und können, wenn dieser zu hoch wird, den Orgasmus nicht aufhalten.

Da sich die Störungen bei Männern und bei Frauen verschieden äußern, schauen wir sie uns nacheinander an:

Orgasmusstörung bei Frauen

Wenn die Ursachen nicht organisch zu erklären sind, liegen sie häufig in der Beziehung. Frauen sind sehr kontextsensibel, was bedeutet, dass sich viele äußere Faktoren auf ihre Erregung auswirken. Paarkonflikte können sich damit auf ihren Orgasmus auswirken. Vermutlich kennen Sie es gut, dass Sie keine Lust auf Sex haben, wenn noch ein ungelöster Streit in der Luft liegt. Oft ist dieser Streit aber nicht so präsent, sondern köchelt schon eine Weile unbewusst vor sich hin. Sie nehmen ihn nicht bewusst wahr, aber er ist da. Anstatt sich mit ihm auseinanderzusetzen, reagiert Ihr Körper auf ihn. Ohne zu wissen, was genau los ist, stellt sich bei Ihnen ein ungutes Gefühl ein und Sie sind nicht in der Lage, einen Orgasmus zu erleben.

Wenn Frauen zudem Intimität, das Gefühl von Zuneigung oder Vertrauen fehlt, fällt es schwer, sich auf den Sex einzulassen und sich so zu entspannen, dass die Erregung wächst, bis es zum Orgasmus kommt. Eine Voraussetzung für einen Orgasmus, ist die immer größer werdende Erregung. In langen Beziehungen nimmt die sexuelle Aufregung und damit auch die Lust, mit der Zeit ab. Dieser kann man durch das entdecken von neuen lustvollen Interessen entgegenwirken. Dafür ist die Kenntnis eigener sexueller Fantasien notwendig. Frauen, denen der Bezug zu ihrer Sexualität und damit auch zu ihren sexuellen Vorstellungen fehlt, haben in langen Partnerschaften Schwierigkeiten, beim Sex so erregt zu werden, dass ein Orgasmus möglich wird.

Wie bei Männern führen auch hier Ängste zu Anspannungen, die Orgasmen unmöglich machen. Das können Gewissensängste oder Beziehungsängste in einer schwierigen Phase oder nach einem Streit sein. Oft sind diese Ängste aber nicht so klar an der Oberfläche, sondern von der Betroffenen nicht auszumachen.

Sexuelle Störungen sind so individuell, wie Ihre Sexualität selbst. Oft ist es unmöglich eigenständig herauszufinden, was die Gründe dafür sind oder Lösungswege zu finden. Man ist in dem Problem gefangen und sieht keinen Ausweg mehr.

Wenn Sie unzufrieden mit Ihrer Sexualität sind und gerne etwas verändern würden, um sich und Ihren Körper wieder lustvoll zu erleben, kontaktieren Sie uns gerne. Wir sind für Sie da und schauen uns Ihr Problem ganz genau an, bis wir gemeinsam herausgefunden haben, welchen Sinn es hat und wie Sie damit so umgehen können, dass Sie Ihre Sexualität wieder frei ausleben können – so, dass sie Ihnen beiden Spaß macht.

Vaginismus - Sexualberatung Leipzig

Vaginismus

Vaginismus ist die Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur, sodass die Penetration unmöglich ist oder große Schmerzen verursacht. Vaginismus kann von Beginn an oder auch erst nach einer Zeit auftreten, in der die Sexualität ausgelebt werden konnte.

Im Systemischen gehen wir davon aus, dass jedes Verhalten (auch Schmerzen beim Sex) einen Grund hat und dass es einen sinnvollen Nutzen dafür gibt. Dabei bezeichnen wir als Beraterinnen und Berater den Vaginismus nicht als Störung, sondern sind gespannt darauf, wozu er gut ist. Das mag im ersten Moment paradox klingen, aber die Ursachen für sexuelle Störungen liegen meist viel tiefer, als wir denken. Und oft wird über unsere Sexualität etwas ausgetragen, wobei unser eigentliches Problem ganz woanders liegt.

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Erregungsstörungen

Erregungsstörungen

Erregungsstörung – Was ist das?

Bei Erregungsstörungen funktioniert, wie der Name schon sagt, die sexuelle Erregung nicht so, wie geplant. Dazu zählt die erektile Dysfunktion beim Mann, also dass er „keinen hoch bekommt“, sowie ein Mangel an vaginaler Lubrikation bei der Frau, die „nicht feucht wird“.

Schauen wir uns die Erregungsstörung beim Mann an.

Es herrscht das Vorurteil: „Er kann immer“. Männer können immer, Männer wollen immer. Das ist falsch und diese beiden Faktoren hängen eng zusammen. Hinter der Erektionsstörung steckt häufig eine Luststörung. Oft ist es eine Kombination aus weniger Lust und dem damit verbundenen Erektionsverlust. Auch Männern ist häufig nicht bewusst, dass sie diesen Sex nicht wollen. Doch das ist meist der Grund dafür, warum die Erektion nachlässt.

Die beziehungsdynamische Seite

Lustempfinden ist eine persönliche Bewertung. Es hängt davon ab, ob man emotional und kognitiv angesprochen wird. In langjährigen Beziehungen wird der Sex vorhersehbar und dadurch weniger interessant. Oft fällt es schwer mit der Partnerin über andere sexuelle Wünsche zu reden, als die bereits bekannten. Stattdessen wird die Lust in einen verborgenen Bereich verlagert. Dies kann zum Beispiel Pornografie und Masturbation sein. Da dieser Bereich die Bedürfnisse erfüllt, die der Partnerin verborgen bleiben, verstärkt sich Luststörung bei Sex mit ihr – es bleibt langweilig oder wird noch schlimmer. Eine Lösung kann hier sein, zu fragen auf was genau man keine Lust mehr hat und „auf welchen Sex hätten Sie denn Lust?“ Durch das Ausleben der Bedürfnisse, lässt die Erregungsstörung schnell nach.

Verantwortung

Häufig tritt es in Beziehungen auf, dass der Mann sich verantwortlich für die Befriedigung der Frau fühlt. Das nehmen Frauen gerne an und somit geben sie ihre Verantwortung ab. Das hat fatale Folgen, denn nun lastet auf ihm enorm viel Druck. Unter Druck ist es schwierig, sexuell erregt zu werden und zu bleiben. Erektionen gelten als Ausdruck von Männlichkeit. Wenn er diese verliert, fühlt er sich unmännlich und hat entsprechend weniger Lust. Er kommuniziert, dass er keine Lust hat, wobei der eigentliche Grund der Vermeidung, die Angst vor dem Verlust der Reaktion ist. Wer will schon, dass einem das öfter passiert?

Die Erwartungen seiner Partnerin und auch deren Schonung werden wichtiger, als die eigenen Bedürfnisse. Dass sie keinen Spaß hat ist für ihn das schlimmste, was passieren kann. Schließlich ist es seine Verantwortung. Allerdings ist er damit insgeheim unzufrieden. Die Erregungsstörung ist ein Hinweis auf ein berechtigtes Bedürfnis: er will nicht die alleinige Verantwortung tragen. Er will aber auch eine offene Auseinandersetzung vermeiden. Deshalb entwickelt er unbewusst aus „Protest“ die Störung: „ja, ich habe ein Erektionsproblem, aber auf das was du willst habe ich auch keine Lust!“.

Ambivalenz Psyche und Körper

Stellen wir uns ein altmodisches Paar vor. Sie will erobert werden. Er soll sie erst ein wenig umwerben und dann kommt es zum Geschlechtsverkehr. Das hat anfangs gut funktioniert. Mit der Zeit wünscht er sich jedoch, dass sie auch Interesse zeigt. Er verbindet ihre gemeinsame Sexualität zunehmend mit Anstrengung und Frust. Er möchte allerdings Ärger vermeiden. Um dies zu tun, initiiert er noch gelegentlich Sex, als eine Kompromisshandlung. Dabei fällt es ihm aber zunehmend schwerer die Erektion zu halten und er bekommt keinen Orgasmus mehr. Hier verhalten sich Körper und Psyche gegensätzlich. Im Kopf ist er verständnisvoll, akzeptiert ihre Ansichten und versucht darauf einzugehen. Sein Körper hat keine Lust darauf zu viel Verständnis zu zeigen. Nach außen hin verhält er sich angepasst, der Protest läuft über die Erregungsstörung.

Auch hier wäre es eine Option, offen mit der Partnerin zu reden und ihr von den eigenen Bedürfnissen zu erzählen. Allerdings fällt dies Paaren oft schwer und sie haben nicht das Gefühl, dass ihr/e Partner/in sich darauf einlässt. Zudem wollen sie ihre/n Partner/in nicht verletzen. Hier kann ein/e Berater/in helfen, die allparteilich ist und sich Ihr Problem ganz genau anschaut, bis Sie gemeinsam herausgefunden haben, welchen Sinn es hat und wie Sie damit so umgehen können, dass Sie Ihre Sexualität wieder frei ausleben können – so, dass sie Ihnen beiden Spaß macht.

Wenn Sie unzufrieden mit Ihrer Sexualität sind und gerne etwas verändern würden, kontaktieren Sie uns gerne. Wir sind für Sie da.

Keine Lust auf Sex

Appetenzstörungen (Luststörungen)

Luststörungen sind die am weitesten verbreiteten Sexualstörungen und gehen teilweise auch mit anderen Problemen wie Erektionsschwierigkeiten einher. Lustlosigkeit bezeichnet einen Mangel an sexuellem Verlangen. Hier wird die sexuelle Aktivität selten oder gar nicht initiieren – eben einfach, weil man keine Lust verspürt.

Luststörung / Appetenzstörung / keine Lust auf Sex / Libidostörung

Ein wichtiger Fakt, den die meisten Menschen nicht kennen ist folgender: Lustlosigkeit ist in einer langen Partnerschaft etwas vollkommen Normales. Sex ist kein biologischer Trieb. Er ist nicht natürlich gegeben. Die meisten Menschen glauben, die Lust auf Sex entsteht einfach so. Aber das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil: die sexuelle Unlust entsteht einfach so.

Als „Störung“ wird dies nun bezeichnet, wenn mindestens einer der beiden Partner mit der Lustlosigkeit unzufrieden ist und sie als Mangel erlebt wird. „Ich hätte ja so gerne Lust auf Sex, aber sie ist einfach nicht da!“ Wenn die Lustlosigkeit nicht von allein behoben werden kann, sucht man sich professionelle Hilfe.

häufige Ursachen für Luststörungen

Was steckt nun dahinter und warum haben wir Luststörungen, wenn wir doch eigentlich Sex haben wollen?

Im systemischen gehen wir davon aus, dass jedes Verhalten (auch mangelndes sexuelles Verlangen) einen Grund hat und dass es einen sinnvollen Nutzen dafür gibt. Dabei bezeichnen wir als Berater die Lustlosigkeit nicht als Störung, sondern sind gespannt darauf, wozu sie gut ist. Das mag im ersten Moment paradox klingen. Aber die Ursachen für sexuelle Störungen liegen meist viel tiefer, als wir denken. Und oft wird über unsere Sexualität etwas ausgetragen, wobei unser Problem ganz woanders liegt.

Häufige Ursachen sind:

  • Unzufriedenheit in der Partnerschaft
  • überkritische Selbstbewertung des eigenen Körpers (Wenn ich mich selbst nicht schön finde, kann ich mich nicht fallen lassen.)
  • Kontextfaktoren (das Begehren der Frau wird von nichtsexuellen Bedürfnissen bestimmt, also zum Beispiel ob Beziehungswünsche wie Intimität und Vertrauen erfüllt werden)
  • Keine positive Einstellungen zu den eigenen sexuellen Fantasien (wenn diese nicht akzeptiert werden (von sich selbst, gesellschaftlich oder vom Partner), bewertet man sie und sich selbst negativ, statt sie auszuleben. So stellt sich Lustlosigkeit ein.)

Beratung oder Therapie als möglicher Ausweg / Sexualberatung / Sexualtherapie / Paarberatung / Paartherapie /

Meist kennen wir die Ursachen nicht. Wir wissen nicht, dass wir uns insgeheim etwas anderes von unserem Partner wünschen. Und wir wissen nicht, dass die sexuelle Lustlosigkeit uns nur davor schützt, uns mit einem Problem auseinanderzusetzen, welches unangenehmer ist, als die Störung. Für das Problem „kann ich ja nichts“. Und damit stellt es für innere Konflikte oft eine perfekte Lösung dar.

Diese gilt es in einer Beratung oder Therapie aufzudecken. Die Muster hinter dem Verhalten zu erkennen und so in der Lage zu sein, die eigene Sexualität wieder lustvoll leben zu können. Weil der versteckte Hintergrund gelöst wird.

Meist heißt es nicht „ich will keinen Sex mit dir“, sondern: „ich will so keinen Sex mit dir“. Wir helfen Ihnen herauszufinden, auf welche Art und Weise Sie Ihre Sexualität leben wollen. Deshalb kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie mit Ihrer Sexualität unzufrieden sind und etwas verändern wollen. Wir sind für Sie da.

 

Sexualstörungen

Schmerzen beim Sex? Er bleibt nicht hart? Sie hat keine Lust? Sexualstörungen – Was steckt dahinter?

Sexualstörungen bedeuten für die meisten Menschen, dass irgendetwas beim Sex nicht in Ordnung ist. Das Wort „Störung“ impliziert dabei, dass es sich um etwas Schlimmes handeln muss. Dass die Person krank ist. Zudem werden damit oft biologische Fehlfunktionen in Verbindung gebracht. Doch diese Annahmen werden Sexualstörungen nicht im Geringsten gerecht. Wir räumen mit den Gerüchten auf und erklären, was genau Sexualstörungen eigentlich sind und wodurch diese ausgelöst werden. Meist steckt nämlich viel mehr dahinter, als ein einfaches „Versagen“ der körperlichen Funktionen.

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